Immer wieder werden wir von Interessenten gefragt, ob denn das angebotene Pferd auch PIROFREI sei, so wie es bereits in vielen Pferdeanzeigen von Spanischen Pferden angegeben wird. Gerne möchten wir einige Erläuterungen und Erklärungen zum Thema Piroplasmose geben.
Piroplasmose ist eine Infektionskrankheit, welche durch bestimmte Zecken übetragen wird. Dabei unterscheiden wir 2 Erreger, einmal die Theileria Equi und zum anderen Babesia Caballi, welches beide einzellige Blutparasiten sind. Diese Erreger greifen die roten Blutkörpchen an und zerstören sie, ähnlich wie bei der Malaria. Eine Übetragung kann nur über einen Wirt (in diesem Falle die Zecke) oder von Blut zu Blut (Spritze, Transfusion) erfolgen. Außerhalb von seinem Wirt überlebt der Erreger nicht, man kann also auch sagen: „Ohne Zecken keine Piroplasmose“! Stuten können den Erreger im letzten Drittel ihrer Trächtigkeit an ihr Fohlen weitergeben.
Allerdings muß eine Infektion mit diesem Erreger nicht bedeutet, dass es auch zu einem Ausbruch kommt und sich Krankheitssymptome zeigen. Ein Verlauf kann latent, also der Erreger ist vorhanden, tritt jedoch nicht in Erscheinung, oder akut sein, d.h. es kommt zu Krankheitssymptomen, welche stärker oder schwächer sein können. Dazu kommen wir später noch.
In Spanien gibt es Regionen, die stärker betroffen sind, als andere. 2013 gab es eine Studie an Pferden, Mulis und Eseln in Andalusien und sie ergab, dass 56,1 % positiv gestestet wurden, davon war der Anteil an Pferden 48,6 %. Heute geht man sogar davon aus, dass es Regionen in Spanien gibt, in welchen bis zu 70 % aller Pferde positiv getestet werden könnten, speziell in den südlichen Provinzen von Spanien, wie Andalusien (z.B. Cadiz, Granada) Extremadura (z.B. Cacéres) oder Segovia. Dazu muß man aber sagen, dass diese Pferde selten Symptome zeigen und sogenannte Träger sind. Diese positiven Pferde haben Antikörper gebildet, welche in den Pirotests nachgewiesen werden. Stuten geben die Piroplasmose Erreger an ihre Fohlen weiter und die Fohlen erhalten auch die Antikörper ihrer Mütter. Somit haben wir in diesen besonders betroffenen Gebieten komplette Herden mit Antikörpern. Man kann also auch den Begriff „Herdenimunität“ verwenden.
Wir haben uns diesbezüglich mit einigen Tierärzten in den am meisten betroffenen Regionen unterhalten und sie gefragt, wie oft es vorkommt, dass sie Pferde mit Symptomen behandeln müssen. Ihre Auskunft war einstimmig „kaum“. Gefährlich wird es nur, wenn ein Pferd ohne Antikörper mit dem Erreger infiziert wird, wie z.b. ein Importpferd oder ein Pferd aus einer nördlichen Region Spaniens, welche bisher noch gar nicht mit diesem Erreger in Berührung gekommen sind. Generell bekämpft ein Tierarzt jedoch immer nur die Symptome und nicht den Erreger, damit eine schützende Immunität gegen den Erreger aufgebaut und erhalten werden kann (solange das Pferd in einer betroffenen Region steht).
Kurzum, ein Pferd, das in diesen besonders betroffenen Regionen aufgewachsen ist, den Erreger von seiner Mutter mitbekommen hat, inklusive der Antikörper ist zwar Träger, aber es wird mit hoher Wahrscheinlichkeit nie zum Ausbruch der Krankheit kommen.
Spanienweit gesehen sind ca. 24 % aller Pferde Piroplasmosis positiv. Der am meisten verwendete Test heißt ELISA und statistisch gesehen ist der Erreger Theileria Equi mehr verbreitet, als Babesia Caballi.
Selbstverständlich versucht man in Spanien die Ausbreitung von Piroplasmose zu verhindern und die diversen Behörden und Zuchtverbände geben regelmäßig Empfehlungen heraus, um eine Ausbreitung zu vermeiden und zu verlangsamen. Da es keine Impfung gibt, verbleibt nur die regelmäßige Kontrolle der Pferde auf Zecken, Beschnitt von Büschen und Bäumen und das regelmäßige Aufbringen von Insektenschutzmittel auf den Pferden. Bei großen Stutenherden ist das natürlich sehr schwierig. Da es zahlreiche Länder gibt, die den Import von positiven Pferden verbieten, sind Züchter damit vom Markt USA, Mexiko, Asien ausgeschlossen. Zusätzlich bedeutet es eine Einschränkung für Spanische Turnierpferde bei internationalen Turnieren in diesen Ländern.
Gehen wir nun also davon aus, ein Pferd ohne Abwehrkräfte wird von mehreren Zecken gebissen und diese werden auch nicht direkt entfernt. Über den Speichel gelangen die Erreger in den Organismus des Pferdes. In einer Inkubationszeit von ca. 2 bis 3 Wochen könnte nun eine Vermehrung der Protozoen stattfinden, bevor sich die Parasiten in den roten Blutkörperchen des Pferdes vermehren und diese zerstören.
Jetzt spielen wir mal den Worst Case durch, d.h. das Pferd ist weder in dieser gefährdeten Region aufgewachsen, noch bildet es genügend Antikörper und es kommt zu einem akuten Verlauf und Ausbruch der Krankheit. Es würden Symptome wie erhöhter Pulsschlag, erhöhte Atemfrequenz, Appetitlosikeit, Fieberschübe mit bis zu 41 ° Celsius sowie Schweißausbrüche auftreten. Es könnte zu Schwellungen und blutig gefärbtem Urin kommen. Das Pferd würde insgesamt teilnahmslos wirken und es könnte auch leichte Koliksymptome zeigen. Weiterhin kann es zu einer Vergrößerung der Leber und Milz kommen. Das wäre jetzt also ein wirklich schwerer akuter Verlauf, von dem wir hier in Spanien noch nie gehört haben und dazu läßt sich auch absolut nichts im Internet finden. Insgesamt war es uns auch nicht möglich, eine Statistik zu finden, die von Pferden mit Krankheitssymptomen berichten. Vielleicht gibt es auch leichte Fälle, wo ein Pferd etwas Fieber hat, weniger frißt und dies erst gar nicht auf Piroplasmose geschoben wird. Um also zu wiederholen, wir haben ca. 8 bis 10 Tierärzte gefragt, auch einen Arzt der Uniklinik hier in Las Palmas, der regelmäßig an Ärztesymposien auf dem Festland teilnimmt und alle sagen einstimmig, dass Piroplasmose in Spanien so gut wie gar nicht im akuten Krankheitsverlauf auftritt.
Nun liest man, dass der Erreger jahrelang im Pferd sitzt und ruht, oder sich sogar ein Leben lang im Pferd verstecken kann. Streßsituationen und ein gesunkenes Imunsystem des Pferdes können dann jedoch die Krankheit zum Ausbruch bringen. Da liegt natürlich nahe, dass ein Transport eines positiven Trägerpferdes von Spanien nach Deutschland so eine Stresssituation sein könnte, schließlich sind sie 3 bis 5 Tage schlimmstenfalls unterwegs.
Nun, bei all unseren Verkaufspferden, war das noch nie der Fall. Zusätzlich haben wir eingehend im Internet recherchiert, um Fälle von in Deutschland erkrankten Importpferden aus Spanien und Portugal zu finden. Trotz eingehender Recherche, konnten wir kaum etwas dazu finden. Vereinzelte Berichte von 2 oder 3 Fällen über erkrankte Importpferde, was uns bei der mittlerweile hohen Anzahl an Spanischen und Portugisischen Pferden in Deutschland, prozentual als äußerst gering erscheint.
Sicherlich stellt sich nun der ein oder andere die Frage, ist denn Piroplasmose nicht heilbar? Können denn diese Erreger die da im Pferd schlummern nicht abgetötet werden? Leider ist es tatsächlich so, dass es zwar eine Behandlung dagegen gibt, aber diese starke Nebenwirkungen hat und zwar der Wirkstoff Imidocarb Dipropionat. Bei Babesia Caballi reicht auch schon oft eine Injektion aus, bei Theieria Equi sind mehrfache Injektionen notwendig und es kann dennoch sein, dass negative Tests danach, noch nach Jahren zu einem positivem Test führen können, was also bedeutet, die Erreger konnten nie gänzlich abgetötet werden.
Wenn wir also nun ein Fazit geben können: Für Europa sehen wir die Nachfragen nach Tests als nicht relevant an. Ein Insider meinte mal, es gäbe keine Pferde mit Negativtests, die an Turnieren teilnehmen und würde man auf der Sicab in Spanien (der größten Pferdezuchtveranstaltung) die Pferde testen, dann wären wohl fast alle Positiv. Wer jedoch einen Export nach USA, Mexiko oder Asien ins Auge fassen muss, der kann natürlich nur ein Pferd kaufen, das einen aktuell negativen Test vorweist mit einer Prozentale unter 5 %. Alles andere könnte sich als schwierig herausstellen, wenn das Pferd im Exportland ankommt und dort nochmalig getestet wird und aufgrund des Stresses höhere Werte aufweist. Speditionen z.B. lehnen oft ein Pferd, das über 25 im Wert liegt und als NEGATIV ausgewiesen ist für den Transport ab.
Abschließend möchten wir noch bemerken, dass ein Pirplasmose Test nicht älter als 3 bis 6 Monate sein sollte und generell nicht Standardmäßig zur Ankaufsuntersuchung dazugehört. Weder in Spanien, wie in Deutschland. Wer es wünscht, für den können wir gerne einen aktuellen Pirotest im Rahmen einer neuen Ankaufsuntersuchung bieten.